­­­Geschosse in die Zeit___ARTAUD; NIETZSCHE; WASCHKAU

 

2007 startete DER INVASOR in der theaterkapelle f’hain die Serie Geschoss in die Zeit mit theatralen Textsezierungen nach Fragmenten von ARTAUD NIETZSCHE WASCHKAU wie der famosen URaufführung von LA NOTTE/ A NOITE/ DIE NACHT/ nach den ORPHISCHEN GESÄNGEN // CANTI ORFICI des italienischen Dichters DINO CAMPANA in 3 Sprachen, woraufhin die FORMATION INVASOR zum internationalen Ibis-Theaterfestival nach Nettuno bei Rom/Italia eingeladen wurde.

 

Jedes GESCHOSS erkundete die ortlosen Zwischenbereiche der Kunstflächen Poesie-Text-Drama-Sound mit den Elementen Theater & Film, um sie versuchsweise als Performative Theatralmomente auf der Bühne vorzustellen. Erst „nach dem Versuch im Laborbereich Bühne“ erschien mir die Frage erlaubt, ob ein ästhetischer Feinschliff zu wiederholten Präsentationen führen sollte.

 

Ob die FORMATION INVASOR, die nach der URaufführung DIE OZEANISCHE NACHT 2008 in deutscher/ englisch/ französischer & portugiesischer Sprache und dem 2009 initiierten theatralen BrachialProjekt EGO.TRAUM.KRYPSIS.3 # re.act.artaud in der theaterkapelle eine weitere Messlatte in der dramatischen Präsentation von POESIEN IM THEATER aufgelegt hat,  zwischen 2010 und 2046 nur ein, mehrere oder gar kein Projekt öffentlich vorstellen wird, wird sich im Laufe der nächsten Monate und Jahre auch an existentiellen Fragen messen müssen, womit jedes NO_BUDGET_PROJEKT auf Dauer konfrontiert wird.

 

In Zeiten produktioneller Gesamtknappheit stellt sich uns die Frage, ob man im - an Raum, Zeit & Ressourcen minderbemittelten aber ästhetisch nicht verarmten - OFFbereich nicht Produktionsmöglichkeiten erkunden sollte, die knapper & kürzer daherkommen, an Intensität aber trotzdem gewinnen, weil sich die Einzelbeschäftigung der Beteiligten mit dem Stoff zwar außerhalb der Gesamtformation abspielt, dafür aber im persönlichen BRUTkasten zu einem wuchernden Teilkonzentrat herangezüchtet wird. Mit dieser von mir als Metaphysische Proben bezeichnete Arbeitsform hat der INVASOR überaus erstaunliche Teilergebnisse erzielt, die beim Publikum ein unglaublich weitgestreutes Echo und Staunen hervorgerufen haben.

 

Diese Fragen & Formen sollten daher nicht nur uns beschäftigen, sondern wie das Publikum auch das komplette Spektrum öffentlicher Kritik (Presse wie Förderinstanzen), die von der Erwartungshaltung abkommen müssten, artifiziell reine Kunstformen präsentiert zu bekommen, die im vorgegebenen Zeitrahmen zu produzieren sind. Andernfalls nagelt man sich in Rasterprozessen fest, aus denen irgendwann kein Herauskommen mehr ist.

pmw # 2009